Olympia 2012 – Fall Drygalla (Rudern) – Deutschland empoert sich

Nun ist es also mal wieder soweit: Deutschland empört sich politisch korrekt über den Kontakt einer Spitzensportlerin zur Neonaziszene.
Die Nachricht ist interessant weil sie eine Spitzensportlerin betrifft mit der sich die breite Masse identifizieren moechte. Idealerweise sollte die Sportlerin als weibliche Olympiaheldin gefeiert und vermarktet werden. Leider geht das nicht, da Deutschland scheinbar noch immer kein normales Verhältnis zu seiner Nazivergangenheit erreicht hat. Spitzensportler sind keine normalen Menschen und können nicht mit Durchschnittsbürger -Massstaeben gemessen werden. Wären sie als Person wie der Durchschnitt der Gesellschaft so wären sie nicht im Nationalkader! Also muss die Gesellschaft eine Toleranz für die empfundene sonderbare Andersartigkeit der Außergewöhnlichen entwickeln. Es ist Heuchelei die Sonderstellung im Sport zu feiern, aber andere von der Norm abweichende Aspekte der Persönlichkeit zu verurteilen.
Deutschland muss erwachsen werden. Besonders im Umgang mit seiner Nazi Vergangenheit. Viel Glück dabei!

 

2 thoughts on “Olympia 2012 – Fall Drygalla (Rudern) – Deutschland empoert sich

  1. “Sage mir, mit wem Du umgehst und ich sage Dir, wer Du bist”. Auch Spitzensportler und andere hochtalentierte Menschen stehen nicht außerhalb der Gesellschaft. Insofern gelten für sie in Fragen des menschlichen Zusammenlebens, insbesondere der Humanität, die gleichen Maßstäbe wie für alle anderen. Die heiße Diskussion in Deutschland um private Kontakte einer Rudersportlerin kann man nur verstehen, wenn man zur Kenntnis nimmt, dass es noch immer Menschen gibt, die neo-nazistische Bestrebungen verkennen, verharmlosen oder aktiv befördern. Auch deswegen muss in öffentlicher Diskussion nach wie vor um ethische Maßstäbe des Gewissens gerungen werden. Nur wer die Vergangenheit kennt, kann Zukunft gestalten, heißt es. Richard von Weizsäcker hat einmal gesagt, “die Geschichte ist kein bloßer Museumsgegenstand. Sie wirkt mit Macht in unsere Gegenwart hinein. Ihre Gefahren zu erkennen und ihre Chancen zu nutzen, das ist unsere Aufgabe.”

  2. Dank Dir für Deinen reflektierten Kommentar, Karin!
    Mir ging es weniger darum die Weltanschauung von Nazis zu verteidigen, als darum aufzuzeigen dass eine moderne Demokratie dazu in der Lage sein muss Andersartigkeit zu tolerieren. Mit der Meinungsfreiheit speziell im Bezug auf die Deutsche Nazivergangenheit ist es dabei in Deutschland nicht so weit her. Da lob ich mir doch das “first amendmend – freedom of speech” in den USA.
    Davon ist Deutschland besonders im Kontext mit seiner schlimmen Vergangenheit Meilenweit entfernt. Bei Euch darf ja nicht mal “Mein Kampf” in unkommentierter Form gedruckt werden. Nicht, dass das literarisch besonders wertvoll wäre… 😉
    Ich stimme Dir gerne zu, dass Bildung über die Geschichte erforderlich ist um nicht Fehler der Vergangenheit zu wiederholen.
    Trotzdem muss eine moderne demokratische Gesellschaft die Toleranz haben Minderheiten und Ihre Meinungen zu Dulden. Dabei darf einem das Blut ja ruhig kochen. Aber Demokratie ist Größer als gesteuerte Meinungsbildung oder Zensur.

    Daher der Appell an Deutschland zum Erwachsen werden.

    Zurück zur Sportlerin: Sportler werden nach sportlichen Gesichtspunkten ausgewählt, niemals nach ihren ethischen Haltungen (ausser dem Ehrenkodex). Sollte das falsch sein (und das mag durchaus sein), dann müssen wir das Qualifikations- und Auswahlverfahren ändern. Dann aber muss die Diskussion über das Auswahlverfahren laufen, nicht über die Person des Sportlers!

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